ANSBACH – Der Otto-Grau-Kulturpreis der Otto und Hildegard Grau-Kulturstiftung wird im Jahr 2026 an den renommierten Fotografen Günter Derleth, geboren 1941 in Nürnberg, verliehen. Die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung würdigt das jahrzehntelange künstlerische Schaffen des 84-Jährigen, der zu den bedeutendsten Protagonisten der zeitgenössischen Lochkamera-Fotografie zählt. Die Jury hebt in ihrer Entscheidung die außergewöhnliche künstlerische Position Derleths hervor: Mit seiner reduzierten, handwerklich geprägten Arbeit mittels der Camera obscura erschafft er eine stille, zeitlose Bildwelt, in der lange Belichtungszeiten, bewusste Imperfektion und eine meditative Schwarz-Weiß-Ästhetik zu poetischen Verdichtungen von Raum und Zeit verschmelzen.
Günter Derleth ist vor allem für seine radikal analoge, auf das Wesentliche reduzierte Lochkamera-Fotografie bekannt. Seine selbstgebauten Kameras verzichten vollständig auf moderne Technik – keine Linse, kein Sucher, keine Elektronik. Grundlage seiner Bildsprache sind allein Licht, Zeit und Material. Seine Fotografien entstehen häufig über Stunden oder Tage hinweg. Das Ergebnis sind ruhige, beinahe meditative Schwarz-Weiß-Bilder von weichen, träumerischen Konturen, in denen Bewegungen und Zeitabläufe zu einer einzigen Aufnahme verschmelzen. Den gesamten Prozess – vom Bau der Kamera bis zur Entwicklung der Bilder – versteht Derleth als integralen Bestandteil seines künstlerischen Ausdrucks. Mit Günter Derleth erhält 2026 ein Künstler den Otto-Grau-Kulturpreis, dessen Werk durch Entschleunigung, handwerkliche Präzision und die Kraft des Einfachen eine außergewöhnliche, zeitlose Bildsprache formt.
Die Otto und Hildegard Grau-Kulturstiftung wurde 1993 von Dr. Hildegard Grau gegründet, um das Lebenswerk ihres Mannes, des Malers Otto Grau (1913–1981), zu würdigen. Seit 1994 wird der Otto-Grau-Kulturpreis im zweijährigen Rhythmus an bildende Künstler, Musiker oder Schriftsteller verliehen, deren Leben oder Werk einen Bezug zu Franken oder zu Otto Grau aufweist. Zu den bisherigen Preisträgern zählen unter anderem Werner Knaupp, Werner Heider, Frank-Markus Barwasser, Inge Gutbrod, Bernd Böhner, Christian Rösner, Nora Gomringer, Hubertus Hess, Andreas Oehlert und Stefanie Pöllot.