Bezirk Mittelfranken

Was will ich wirklich?

Regelmäßiges inklusives Begegnungsformat beim Bezirk Mittelfranken

Bezirkstagspräsident Peter Daniel Forster (stehend) in der Nürnberger Villa Leon.

Sabrina Wölfel (im Rollstuhl) bei der Veranstaltung in der Nürnberger Villa Leon.

Menschen mit Behinderung und Bezirk Mittelfranken sprechen über persönliche Zukunftsplanung

NÜRNBERG/ANSBACH – Das seit 2017 stufenweise in Kraft getretene Bundes-Teilhabe-Gesetz (BTHG) stärkt Selbstbestimmung und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen. Menschen können ihre Rechte aber nur ausüben, wenn sie sie kennen. Daher veranstaltet der Bezirk Mittelfranken seit 2017 regelmäßig Informations- und Austauschveranstaltungen, um Betroffene und Interessensvertretungen wie Werkstatträte, Bewohnervertretungen, Fachdienste, Beauftragte, Familien und Interessierte ins Gespräch zu bringen und Menschen in ihrer Teilhabe zu stärken. Im Hintergrund der Veranstaltung stehen der Bezirkstagspräsident Peter Daniel Forster, der Inklusionsbeauftragte des Bezirks Lothar Baumüller, der Beauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderungen Walter Schäfer, der mittelfränkische Behindertenrat, die LAG SELBSTHILFE Bayern, die Caritas Nürnberger Land und weitere themenbezogene Fachleute.

Welche Lebensziele habe ich?
In zwei Veranstaltungen in Nürnberg (Villa Leon) und Ansbach (Bezirksrathaus) ging es diesmal um das neue Instrument der „persönlichen Zukunftsplanung“ und auch um die Methode der „Lebensplanung“, die Menschen darin unterstützen kann, ihren Willen klar zu beschreiben. Denn das fällt nicht allen Menschen leicht. Fachleute aus ganz Mittelfranken stellten gemeinsam mit Sabrina Wölfel Bausteine und Methoden der „persönlichen Zukunftsplanung“ vor. Dabei können Leitfragen weiterhelfen, z.B. „Was ist mir wichtig?“ „Wie stelle ich mir meine Zukunft vor?“ „Was hilft mir?“ „Wie setze ich meine Ideen um?“. Mit geeigneten Gesprächsmethoden, speziellen Spielkarten, Fragebögen usw. kann jeder Mensch, der das will, sehr genau und sehr differenziert darüber nachdenken, welche Lebensziele er hat.

Sabrina Wölfel kommentierte in großer Offenheit diese Methoden jeweils mit ernsten oder auch witzigen Episoden aus ihrer eigenen Biografie: vor 20 Jahren hatte sie den Wunsch, aus dem Wohnheim in eine eigene Wohnung zu ziehen und dort auf eine persönliche Assistenz zu setzen. Das war kein leichter Weg für sie, ließ sich aber letztlich in die Tat umsetzen. Wölfel erzählte mit Alltagsbeispielen davon, wie sehr Widerstände sie immer wieder davon abbringen wollten, und dass es sich letztlich doch gelohnt hat, an ihrem Willen festzuhalten.

Ein guter Aktionsplan kann helfen
Von Selbstbestimmung und Teilhabe lässt sich leicht reden. Aber die Behindertenhilfe in Deutschland war über so lange Zeit vom Gedanken der Unterbringung und Heimversorgung geprägt, dass es manchen Menschen mit Behinderungen nicht leicht fällt, sich über ihren Willen klar zu werden. Man muss dann im Einzelfall ehrlich und lang nachdenken. Zum Beispiel kann man sich fragen: ist der Wunsch, aus dem Heim in eine eigene Wohnung zu ziehen, wirklich der eigene Wille? Oder fühlt man sich nur davon gestört, dass ständig jemand die Ordnung im eigenen Zimmer kritisiert, und man will gern selber putzen und aufräumen? Oder ist es wirklich möglich, Rockstar zu werden? Oder geht es vielleicht darum, wieder mehr Gitarre zu spielen oder manchmal ins Konzert zu gehen? Hinter dem eigenen Willen stecken meist auch starke eigene Kraftquellen, die es einem leichter machen, mit Widerständen umzugehen und Hindernisse zu überwinden. Ein guter Aktionsplan kann dabei helfen: Zum Beispiel ist das Ziel „ich will abnehmen“ nicht konkret genug. Ich sollte mich stattdessen genau festlegen, was ich nicht oder weniger essen will, wie lange usw. Es kann auch nötig sein, dass ich meine Freunde und meine Familie über meine Absichten informiere, damit sie mich unterstützen.

Wie Selbstbestimmung konkret wird
Die Beispiele zeigen, dass es bei der „persönlichen Zukunftsplanung“ und der „Lebensplanung“ gar nicht um große Projekte und hohe Kosten gehen muss. Im Einzelfall sind die Kosten vielleicht sogar geringer. Es geht vor allem darum, die Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen wirklich ernst zu nehmen und sie konkret darin zu unterstützen. Es geht um ein Menschenrecht, das erst zur Realität werden kann, wenn es von einzelnen Menschen gelebt wird.

29.07.2025

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